Schulleitung

Nele Neuhaus zu Gast bei der 8a

Jeder war mal Schüler. Merkel, bevor sie „Mutti Angie“ wurde, Trump, bevor er die USA spaltete, Nena, bevor sie 99 Luftballons in den Köpfen der Menschen steigen ließ. Jeder einzelne von ihnen musste die Schulbank drücken. Manchmal vergessen das die Schüler. Und sollten bald überrascht werden.

Projekt „Klassenzeitung“ und „Junge Zeitung“

Die Klasse 8a startete vor den Weihnachtsferien mit dem Projekt „Zeitung“. Die Theorie war schnell im Unterricht gelernt. Die Praxis wartete draußen auf uns: zuerst im Druckereizentrum Mörfelden, dann in der Redaktion des Höchster Kreisblatts in Hofheim. Aber irgendwie reichte so ein kurzer Blick in die Realität nicht aus, um den Journalismus zu fassen. Deshalb: mussten die Schüler selbst ran. Die Idee der Klassenzeitung war geboren, mit dem Ziel, beim Projekt „Junge Zeitung“ des Höchster Kreisblatts mitzumachen. Die Klasse wählte zwei Chefredakteure, die sogleich die erste Redaktionssitzung leiteten. Wie im echten Leben eben. Allerhand Vorschläge sagten unserem klaren Konzept den Kampf an, denn wie sollten die unterschiedlichsten Ansätze allesamt in einer Ausgabe verarbeitet werden? Klar, wir brauchten ein Thema für das Heft. Das Projekt „Junge Zeitung“ wird sich ganz und gar dem Thema „Helden“ widmen. Warum also nicht gleich darauf hinarbeiten.

„Nein, Nele Neuhaus nimmt derzeit keine Termine wahr“

Die Schüler recherchierten und recherchierten und stellten schnell fest: Es gibt sehr viele lokale Helden. Einer davon ist Nele Neuhaus. Die Krimibuchautorin punktet gerade mit ihrem neuen Taunus-Krimi „Im Wald“ und wer sie bisher nicht kannte, kennt sie spätestens, seit ihre Bücher verfilmt und im ZDF ausgestrahlt wurden. Natürlich durfte sie in der Klassenzeitung nicht fehlen. Nur wie machen wir das? Ja, man hätte einfach einen Bericht über sie schreiben können. Aber mal ehrlich: Warum machen wir dann die ganze Chose? Die Schüler beschlossen, sie in den Unterricht einzuladen. Und wieder: Wie machen wir das? Schnell waren die Kontaktdaten des zuständigen Verlags herausgefunden und die Chefredakteure schrieben eine nette Mail. Kommt besser, wenn Jugendliche die Initiative ergreifen. Prompt kam die Absage. Die Klasse war enttäuscht und auch wenn keiner wirklich glaubte, dass sie tatsächlich kommt, so war der kleine Funke Hoffnung spätestens jetzt mit Füßen getreten worden. Aber nein, so leicht geben wir nicht auf. Frech sein, dreist sein – das funktioniert nur selten im Leben, in diesem Falle aber ganz und gar. Wir schrieben Nele Neuhaus direkt auf Facebook an und berichteten von unserem Projekt. Und ja tatsächlich – kurze Zeit darauf erhielten wir eine Antwort. Sie komme gerne, schließlich habe sie 1986 bei uns an der Schule Abitur gemacht. Dass sie an ihrem zweiten Tag den Feueralarm auslöste, weil ihre Freundin nicht richtig auf die Klausur gelernt hatte, sollten wir aber erst später erfahren.

Aufregung und Motivation verbreiteten sich im Klassenraum wie eine Lawine. Es gab kein Entkommen, alle Schüler waren plötzlich mittendrin und wollten Teil sein. Und das waren sie! Sie arbeiteten Fragen aus, bereiteten ein berühmtes „Sagen Sie jetzt nichts“-Interview für Frau Neuhaus vor und gleichzeitig brainstormten sie, welche Tipps sie so einer großartigen Autorin für ihr neues Elena-Buch geben könnten. Denn das war die Bedingung: Sie kommt zu uns in den Unterricht und die Kids klären sie darüber auf, was so gar nicht geht in ihrem Alter.

Nele Neuhaus zurück am PDR

Punkt 8.45 Uhr stand sie dann auch im Sekretariat. Schüchtern, als hätte die große Macht der Schule sie wieder in ihrem Bann. Aber nur für kurz: Nach einer herzlichen Begrüßung stand Begeisterung in ihrem Gesicht: „Ich kann nicht glauben, wie schön die Schule geworden ist!“ Und sofort war klar: Sie liebt es, zu erzählen. Frau Udbinac und ich wollten uns gerade Kekse und einen Kaffee holen, damit wir ungestört den spannenden Geschichten lauschen konnten, da fiel es uns ein: Die Schüler warteten oben im Klassenzimmer!

Stolz überzog mein Gesicht. Meine Schüler hatten einen Sitzkreis gebildet, Frau Neuhaus ein Tischchen und sogar ein Wasser mit Glas bereitgestellt. Das Handy hatte schon seinen festen Platz, um jedes Wort von Frau Neuhaus aufzusaugen. Ein zweites Handy wurde im Kreis gereicht, damit auch die Fragen sicher auf Band sind. Ist ja klar. Zwei Stunden beantwortete Frau Neuhaus geduldig alles. Im Anschluss signierte sie noch Bücher „für Oma Hilde“, „Tante Gerdi“ und „Mama Brunhilde“.

Bevor Nele Neuhaus uns aber wieder verließ, sollte sie noch eine Frage beantworten: „Was würden Sie uns für einen Ratschlag fürs Leben geben?“ Und die Antwort schien so klar und greifbar für Nele Neuhaus zu sein wie ihr Zopfband: „Respekt! Lernt, wieder Respekt zu haben. Vor euch selbst, vor anderen, vor euren Lehrern. Denn das geht in der heutigen Zeit verloren!“ Ertappt fühlten sich die Schüler zu Recht nicht, nachdenklich schon. Stille machte sich im Raum breit. Das Schönste an der Sache war: Es war kein Rat einer abgehobenen Berühmtheit, es war der Rat einer ehemaligen Schülerin des PDR. Ja, auch Nele Neuhaus war mal Schülerin.

Linn Strehlein

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